Zusammenhang von “singen und atmen”

„Instrumentenbau“

Im Unterschied zu allen anderen Instrumenten existiert der Klangkörper beim Singen nicht unabhängig vom Atem. Der Klangkörper des Sängers verändert sich mit jedem Atemzug. Er ist kein stabiles Instrument, welches mir jederzeit zur Verfügung steht. Im Einatem öffnet sich der Körper, er richtet sich auf und wird zum einsatzbereiten Instrument. Es ist eine hohe Herausforderung nach dem gesungenen Ausatem das veränderte Instrument wieder neu und schnell zu öffnen, aufzurichten und in eine für das Singen stabile Position zu bringen.

Singen lernen ist also auch Instrumentenbau. Das Bewusstsein hierfür ist wichtig, um sich auch auf diesen Teil des Singen lernens einlassen zu können.

Singen lernen bedeutet: im Einatem unser Instrument zu bauen , es sozusagen in jedem Einatem neu erschaffen, und im Ausatem lernen es zu benützen, die hohe Kunst des Gesangs zu entwickeln.

Empfindungsbewusstsein für die Atembewegung

Die Bedeutung der Atemarbeit für die Entwicklung des Klangkörpers

Die Atembewegung ist die Bewegung, die beim Atmen vom Zwerchfell ausgehend durch den ganzen Körper spürbar werden kann. Je differenzierter ich meinen Körper über die Atembewegung wahrnehme, umso vielfältiger sind die Klangmöglichkeiten der Stimme. Eindrückliche Beispiele hierfür sind z.B. die Themen „Raumempfinden“ und „Durchlässigkeit.“

Durch die Wahrnehmung meiner Atembewegung kann ich meinen Körper von innen her räumlich empfinden. Es bleibt kein bloßer Gedanke, wie bei den sonst häufig im Gesangunterricht verwendeten Vorstellungen und Bildern, sondern ist körperliche Empfindung. Dieses Raumempfinden ist entscheidend für den Klangkörper des Sängers, denn der empfundene Raum kann sich im Ausatem mit Klang „füllen“.

Auch die Durchlässigkeit für die Atembewegung prägt den Klang. Umso durchlässiger der Sänger im Einatem für die Atembewegung ist umso schneller und vollständiger kann der Atem weich einfließen. Diese Weichheit und Vollständigkeit ist als solche deutlich hörbar.

In der Atemarbeit bietet sich die Möglichkeit die für das Singen notwendige Körper- und Atemempfindungsfähigkeit zu entwickeln. So können stimmliche Anstrengungen vermieden werden, sowohl wenn das Instrument Stimme noch im „Rohbau“ ist, als auch im fortgeschrittenen Stadium der Klangentfaltung.

Die Empfindungsfähigkeit für die Atembewegung – eine „Sprache“ für die Gesanglehre.